Burggeister & Schlossgespenster

 

Fotografie sei, so wird es gerne dargestellt, Malen mit Licht. Nun, dies ist, wie andere Behauptungen rund im die Fotografie, nicht wirklich richtig.


Wäre es Malen mit Licht, dann müsste der Künstler, ähnlich wie der Maler oder Zeichner, ein Werkzeug benutzen, sagen wir einen Pinsel oder Zeichenstift, um Licht anstelle Farbe auf einen Träger aufzutragen. Dass es so nicht ist, weiß jeder, der selbst schon einmal einen Fotoapparat - folgend Kamera genannt - verwendet hat. Der Versuch, die Wirklichkeit fest zu halten - was ja auch nicht der Fall ist - erfolgt daran, durch Drücken eines Knopfes, welcher einen elektromechanischen Vorgang auslöst.


Hinter diesem elektromechanischem Vorgang verbirgt sich letztlich die Erfassung von reflektiertem Licht.


Im vordigitalen Zeitalter mittels lichtempfindlicher Kristalle, die über den Umweg der chemischen Reaktion für das menschliche Auge sichtbar wurden.

Im digitalen Zeitalter, in dem wir uns gerade befinden, wird das in der Kamera eintreffende Licht über einen Sensor, der Licht in elektrische Energie, letztlich in messbare Spannungen umwandelt und einer Analog-Digital-Wandlung in Form von mehreren Millionen Messwerten erfasst. Die so erfassten Messwerte werden im folgenden Prozessschritt mit mehr oder minder geeigneter Software visualisiert. Am Computerbildschirm betrachtet wird dies als „digitales Bild“ bezeichnet. Ausgedruckt, oder in vornehmer Wortwahl ausbelichtet, wird im digitalen nicht mehr so häufig wie im vordigitalen Zeitalter.


Eine Fotografie ist demnach die Erfassung einer großen Anzahl Messwerte reflektierten Lichts. Vereinfacht ausgedrückt die Messung reflektierten Lichts bzw. eine Lichtreflexionsmessung.


Im weiteren bedeutet dies für das Bild, landläufig Foto genannt, dass es sich hierbei um die Visualisierung der Lichtreflexionsmessung handelt. Als Darstellungsform wird dabei das Campbell-Diagramm gewählt. Da die Messung keinerlei Information für die Entfernungen zwischen Sensorik und reflektierenden Objekten enthält, erfolgt die Ausrichtung des Diagramms in flacher Aufsicht, so dass keine Visualisierung der räumlichen Tiefe erfolgt. Dargestellt werden in einem orthogonalen Koordinatensystem die Breite als Abszisse und die Höhe als Ordinate, welches an sich als absolut logisch erscheinen mag, aber nicht zwingen erforderlich ist.


Trägheitsbedingt erfolgt die Mehrzahl der Lichtreflexionsmessungen im sogenannten Querformat. Dies bedeutet, dass sich entlang der Abszisse mehr Messpunkte befinden als entlang der Ordinate. Da moderne Kameras nunmal derart technisch realisiert sind, muss man sich in der praktischen Messung damit abfinden. Durch Überwindung der Trägheit kann die Kamera in das Hochformat geschwenkt werden. Dabei ist darauf zu Achten, dass bei der Visualisierung Abszisse und Ordinate miteinander getauscht werden. Bei geeigneter Visualisierungssoftware erfolgt dies auf Basis weiteren Informationsgehalts in der Messdatendatei automatisch.


Sensor     Objektive     Kamera     Galerie

Als sichtbares Licht bezeichnet man jenen Teil elektromagnetischer Strahlung mit einer Wellenlänge (λ) von etwa λ = 380 nm bis λ = 780 nm. Der über das sichtbare Licht hinausgehende Bereich wird bis zur Wellenlänge λ = 1 mm als Infrarotlicht bezeichnet. Im Bereich kürzerer Wellenlängen  bis λ = 10 nm als Ultraviolettstrahlung bzw. -licht.


Der in einer Kamera verwendete Sensor ist i.d.R. geeignet, Lichtreflexionen bis zu einer Wellenlänge von 1100 nm zu erfassen.


Für das leichtere Verständnis rechnen wir uns die hier genannten Wellenlängen durch Verwendung der Formel f = c / λ. Mit f der Frequenz und c der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Schwingung im betrachteten Medium, in unserem Fall der Lichtgeschwindigkeit mit 299 792 458 m/s, und gelangen hierdurch in einen Gedankenraum, der uns in der Schwingungsanalyse geläufig ist.


Aus der Umrechnung der Wellenlänge in ihre Frequenz ergibt sich der von Kameras typischer Weise erfassbare Frequenzbereich elektromagnetischer Wellen mit f = 272 THz bis f = 789 THz.


Meist ist jedoch der Frequenzbereich unterhalb f = 416 THz durch ein optisches Hochpass-Filter für die Messung herausgefiltert. Zur Sicherung aussagekräftiger Messungen wird der Frequenzbereich oberhalb f = 789 THz durch ein optisches Tiefpass-Filter ebenso gesperrt.


Bei der üblichen Fotografie an sich handelt es sich somit um die Lichtreflexionsmessung im Frequenzbereich zwischen f = 416 THz bis f = 789 THz. Es ist nicht vermessen dies als Schwingungsanalyse darzustellen.


Für Wiedererkennbarkeit mit dem subjektiv Wahrgenommenen - dem Gesehenen - nutzen wir ein relativ unerforschtes Phänomen unseres menschlichen Gehirns, welches ich mit „Mustererkennung“ als eine Art „emotional datenreduziertes Gedächtnis“ bezeichnen möchte. Nur auf diesem Weg lassen sich viele Aussagen zum Wahrheitsgehalt fotografischer Abbildungen (umgangssprachlich) bzw. visualisierter Lichtreflexionsmessungen (wissenschaftlich) erklären.


Ich selbst beschäftige mich seit längerem mit Lichtreflexionsmessungen im Frequenzbereich zwischen f = 272 THz bis f = 416 THz (Wellenlängen zwischen 720 nm und 1100 nm). Allerdings stoße ich hierbei in der Visualisierung auf begrenzte Wiedererkennbarkeit der vermessenen Objekte. Ich erkläre mir dieses damit, dass wir selbst in diesem Frequenzbereich nicht sehfähig sind. Daher liegt die Vermutung nahe, dass unser menschliches Gehirn hierzu kein ausreichendes emotional reduziertes Gedächtnis aufweist. Welches im Weiteren dazu führt, dass wir versuchen, durch Scheinbilder (Geisterbilder) eine Erklärung für das Visualisierte zu finden.


Nicht selten handelt es sich bei den von mir vermessenen Objekten um Burgruinen.


Umgangssprachlich könnte man dies als Fotografieren von


Burggeister & Schlossgespenster


bezeichnen.


Die Visualisierung erfolgt in der Druckversion mit Pigmenttinte auf Baryt als 16Bit-Graustufen-Campbell bzw. zur Online-Darstellung über den Farbraum AdobeRGB (vereinzelt sRGB) rücktransformiertes, 3x8Bit-RGB-Campbell mit anschließender JPEG-Kompression.